10 Punkte, die eine:n echte:n Therapeut:in von einem unseriösen Angebot 🚩 unterscheiden - und wie du die für dich richtige Auswahl triffst.

  1. Das Heilversprechen. Von Therapeut:innen, die wirklich einer seriösen Tätigkeit nachgehen, wirst du keine Heilversprechen hören. Aussagen wie „Ich zeige dir, wie du in 30 Tagen deine Hautunreinheiten los wirst!“ oder „Ich habe schon viele Patienten mit Morbus Crohn geheilt!“ sind klare Red Flags (Zeichen, dass hier was falsch läuft / gelogen wird).

  2. Die Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus anderen Bereichen. Therapeut:innen sind Menschen. Und kein Mensch ist allwissend. Wenn eine therapeutisch tätige Person die Zusammenarbeit mit einer anderen Fachrichtung ablehnt (wenn beispielsweise deine Massagetherapeutin klar von einer Behandlung bei einer Psychiaterin abrät, weil diese „böse“ Antidepressiva verschreibt), dann ist es an der Zeit, dir eine andere Massagetherapeutin zu suchen oder, wenn es an Alternativen mangelt, ihren Rat zu ignorieren.

  3. Das One-Size-Fits-All-Angebot. Wenn dir eine Therapeutin keinen individuellen Therapieplan erstellt und nicht auf deine Bedürfnisse und Umstände eingeht, dann ist diese Person entweder eine Abzockerin oder in der Wellnessbranche tätig - oder beides. Angebote wie „In drei Monaten zu deinem Wunschgewicht!“ lassen mir die Haare zu Berg stehen. Was, wenn es länger dauert als drei Monate, bis du dein Wunschgewicht erreichst? Was, wenn du das Angebot kaufst, obwohl du es eigentlich gar nicht brauchst (weil du eigentlich an einer Essstörung leidest und dein Wunschgewicht im Bereich von Untergewicht liegt)?

  4. Druck aufsetzen. Wenn dir ein Therapeut das Gefühl gibt, versagt zu haben, wenn du XY nicht erreichst, dann bitte wechsle den Therapeut, und beginne nicht, an dir zu zweifeln. Dasselbe gilt auch für Druck aufsetzen, wenn du dich nicht sofort und jetzt für die Arbeit deines Therapeuten entscheidest. „Wenn du dich nicht heute für mein unschlagbares Angebot entscheidest, wird das echt nichts aus dir.“ Nein Amigo, dann erhältst du mein Geld nicht, und ich behalte meinen Seelenfrieden.

  5. Die Ausbildungsauflistung. Kannst du auf der Webseite eine Auflistung der Aus- und Weiterbildungen finden, welche deine Therapeutin absolviert hat? Ist mindestens die Hauptausbildung (bei einer Craniosacraltherapeutin wäre das die Ausbildung in Craniosacraltherapie) bei einem geprüften Bildungsanbieter (in der Schweiz wären das Bildungsanbieter, die von der OdA anerkannt sind) besucht worden? Ist die letzte Weiterbildung vor weniger als zwei Jahre besucht worden? Wenn nicht alle drei Fragen mit „JA“ beantwortet werden können, dann ist das ein Hinweis auf eine unseriöse Therapeutin.

  6. Die Anerkennung. Ja, die Anerkennung selber gibt noch keinen endgültigen Aufschluss darüber, ob dein Therapeut nun gute oder schlechte Arbeit leistet. Dein Therapeut verpflichtet sich mit Mitgliedschaften in Berufsverbänden und durch die Anerkennung beim EMR oder bei ASCA aber, sich regelmässig weiterzubilden und gewissen Standards zu entsprechen. Doch schon mal einige Hinweise auf gute, seriöse Arbeit.

  7. Die Selbsternennung zur Expertin. Nennt sich deine Therapeutin „Expertin“, ohne die Punkte 5 und 6 mit Bravour bestanden zu haben? Falls ja, dann Hände weg. Expertentum stellen wir gerne mit hoher Fachkompetenz gleich, obwohl sich jede, wirklich jede, Expertin nennen darf. „Expertin“ ist, anders als beispielsweise „Ärztin“, kein geschützter Begriff. „Expertin für Pneumologie“ könnten also du und ich nach einem Wochenendkürsli sein, „Fachärztin für Pneumologie“ erst nach einem jahrelangen intensiven Studium.

  8. Die Antwort auf alles. Wenn du von deinem Therapeut nie den Satz „das weiss ich nicht“ hörst, er wirklich auf alles eine Antwort kennt, dann ist das ein Grund, skeptisch zu werden. Wie in Punkt 2 bereits erwähnt, sind Therapeuten Menschen, und keiner davon ist allwissend. Das haben höchstens Scharlatane das Gefühl, daher Red Flag.

  9. Die Grenzen nicht klar kommunizieren. Ohne Zielsetzung sollte keine Therapie gestartet werden. Wie sonst soll deine Therapeutin wissen, an was ihr überhaupt gemeinsam arbeiten sollt? Zudem kann sie dir dann auch gar nicht klar aufzeigen, wo ihre Kompetenzen liegen, und wo die Grenzen sind.

  10. Die „wissenschaftlichen“ Antworten auf bisher ungeklärte Fragen haben. Bei einigen Erkrankungen kennt man bis heute die genaue Ursache nicht. Ja, das ist frustrierend, ist aber aktuell so. Gerade letzte Woche bin ich über ein unschönes Beispiel davon gestolpert. Jemand hat geschrieben, die Ursache von PMS zu kennen - obwohl bis heute nicht geklärt ist, wie und warum es dazu kommt. Daher: solltest du von einer Erkrankung betroffen sein, für die bisher keine Ursachen benannt werden konnten, doch Expertin XY dir mitteilt, die Ursache zu kennen (und sie so umschreibt, dass es einigermassen wissenschaftlich tönt), dann sollte in deinem Kopf ein Alarmton losgehen.

Und wie triffst du nun die richtige Auswahl? Wenn du dich für die Arbeit von Therapeutin XY interessierst, rate ich dir, sie noch vor dem ersten Gespräch genauer unter die Lupe zu nehmen und die 10 Punkte durchzugehen. Wirst du dabei skeptisch, darfst du das erste Gespräch absagen - ohne schlechtes Gewissen, völlig legitim. Einige Punkte, wie beispielsweise 1, 4 und 9 kannst du erst im persönlichen Gespräch erfassen. Wenn du da stutzig wirst, darfst du auch da NEIN sagen, auch wenn dies auf Unverständnis und böse Kommentare von Therapeutenseite stösst. Was wiederum ein Zeichen wäre, dass du die absolut richtige Entscheidung getroffen hast.

Wie siehst du diese zehn Punkte? Völlig übertrieben, oder absolut berechtigt? Ich bin gespannt von deinen Erfahrungen zu hören.